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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 514

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
514 ich hoffentlich nicht mehr erleben werde, sich vieles, namentlich für die verwundeten Krieger, günstiger gestalten werde." 5. Ihre ganz besondere Fürsorge widmete die Kaiserin dem auf ihre Anregung gegründeten Augusta-Hospital in Berlin und dem mit ihm verbundenen Asyl für Krankenpflegerinnen. Bei ihren häufigen Besuchen des Hospitals ging sie zu den Kranken in die Zellen, bezeigte ihnen ihre Teilnahme und sorgte für ihre Bedürfnisse. Sie ließ das Krankenhaus mit freundlichen Anlagen umgeben, damit der Genesende, der neue Lebenshoffnung schöpft, sich an dem Leben in der Natur, an dem Anblick des frischen Grüns und der Blumen erfreue und labe. Sie wohnte auch, so oft es ihr möglich war, dem sonntäglichen Gottes- dienst in dem Augusta-Hospital bei und ließ dort eine Kapelle erbauen. 6. Aus der eigenen Anregung der Kaiserin ging das 1872 be- gründete „Kaiserin-Augusta-Stift" in Charlottenburg hervor, in dem Töchter der im Kriege gefallenen Offiziere bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr eine gute, ihrem Stande angemessene Erziehung erhalten. Das sehr einfache, einstöckige Haus, das die Kaiserin zu diesem Zweck errichten ließ, ist durch das Rote Kreuz am weißen Giebelfelde be- zeichnet. Über der Tür ist als Inschrift der Lieblingsspruch der Kaiserin zu lesen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!" 7. Daß aber die Kaiserin auch für die Geringsten und Ver- kommensten des Volkes ein erbarmendes Herz hatte, beweist die für- sorgende Teilnahme, die sie der Erziehung verwahrloster Kinder widmete. Ihre Samaritertätigkeit blieb stets die gleiche, so sehr sich auch das äußere Leben der Kaiserin veränderte. Im Frühjahre 1888 stand die trauernde kaiserliche Witwe am Sarge ihres Gemahls, dessen kernige Gesundheit nach einem langen und gesegneten, tatenreichen Leben den Beschwerden des Alters erlegen war, und im Sommer desselben Jahres fielen die Tränen der Kaiserin-Mutter in die Gruft ihres einzigen Sohnes, der, einst der Stolz und die Hoffnung Deutschlands, von einer langsam an seinem Lebensmark zehrenden, schmerzvollen Krank- heit dahingerafft wurde. Aber bis zum letzten Atemzuge hat Kaiserin Augusta nicht aufgehört, ihre Kräfte im Dienste der barmherzigen Nächstenliebe zu verwenden. Am 7. Januar 1890 hat. sie ihr müdes Haupt zur Ruhe nieder- gelegt. Wie Kaiser Wilhelm I., an dessen Seite sie im stillen Char- lottenburger Mausoleum ruht, wird auch sie unvergessen bleiben. In Berlin ist ihr ein Denkmal auf dem Platz am Opernhause errichtet worden. Wilhelm Heinze.

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 437

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
437 knieten sie nieder, beteten und sangen die Psalmen, die zu diesem Gottesdienst gehörten, warfen die Richtschnur, steckten die Pflöcke und maßen den Grund der Kirche, dazu die Wohnungen der Brüder. Schnell wurden vorläufige Hütten gebaut, und der Bischof ward geladen, die Stätte zu weihen; an die Stelle, wo der Altar sich erheben sollte, wurde die heilige Kreuzfahne gesteckt, von dort die geweihte Um- friedung mit einem Namen begabt. An demselben Tage begann der Bau, die Mönche arbeiteten mit den Landleuten um die Wette an Balken und Steinen. Waren die nötigen Gebäude aufgerichtet, dann siedelten die Brüder aus dem Mutterkloster über mit allem Hausrat, Männer, Greise und Knaben, sie begingen unter dem Notdach die erste Messe. Stand die Kirche vollendet, dann führte der Abt des neuen Klosters eine größere Anzahl der Brüder herzu. Ihm und den weltlichen Stiftern lag ob, die unentbehrliche Grundlage für das Ge- deihen der neuen Stiftung, die Reliquien, zu finden, die in der Kirche zur Verehrung aufgestellt wurden. 2. Gab der heilige Patron dem Kloster Ansehen, so war der Schutz der irdischen Gönner nicht weniger förderlich. Bedeutung und Wohlstand eines Klosters hingen davon ab, daß eine große Herren- familie ihre Interessen mit denen des geistlichen Stifts vereinigte. Die weltlichen Gründer und Schützer: das Königsgeschlecht, ein Herzog oder Graf, betrachteten das Kloster als einen wertvollen Helfer für ihr irdisches und ewiges Heil, durch die Mönche ordneten sie ihre Rechnung mit dem Himmel, der Klosterheilige war auch ihr Patron, ihm wurden Gelübde abgelegt, ihm bei beschwertem Gewissen Ge- schenke gemacht, ihm die Söhne und Töchter geweiht, welche nicht der weltlichen Lust und Versuchung teilhaftig sein sollten, an seinem Altar suchte man Frieden und Erhebung, bei seinen Reliquien die letzte Ruhestätte. Fast jedes der großen Klöster Deutschlands, die vom achten bis zum elften Jahrhundert Bedeutung gewannen, war in solchen: Sinne Besitz eines mächtigen Hauses und Vertreter seiner Interessen. Und es wurde in der Regel ein Verhältnis von großer Innigkeit. In der Einsamkeit des Klosters fand der wilde Krieger, der ränkevolle Politiker eine heilige Ruhe, die ihm sein Leben nicht gönnte, in den Mönchen die treuesten Anhänger, die ihn als den große:: Spender und Freund betrachteten, in den Weisen des Klosters stille Ratgeber, Verfertiger von Schriftstücken — zuweilen auch von unechten — und Verfasser der Annalen seines Hauset/^Die Äbte wurden häufig aus seinem Geschlecht gewühlt, unter den Brüdern oder Schwestern waren Kinder seiner Anhänger, er und die Seinen hatten in: Kloster eine geweihte Heimat und, wenn ihr Glück aus Erdeu gescheitert war^ die letzte Zufluckst

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 439

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
439 Brüder auch für die seltenen Tage eines Gastmahls und für den Tisch ihres Abtes gute Dinge zu bereiten, Kochkunst und Pflege des Weins wurden mit derselben kleinlichen Sorgfalt geübt, die alle Tätig- keit der alten Klöster bezeichnet. Aber auch höherem Künstlertalent bot die heilige Genossenschaft den sichersten Schutz, Maler und Bau- künstler erlangten am leichtesten als Mönche Ruf, sie wurden zur Ausübung ihrer Kunst auch aus dem Kloster versendet und arbeiteten bei Bischöfen und in Fürstenhäusern zu Ehren ihres Heiligen. 5. Die segensreichste Tätigkeit der Benediktiner aber war die Ein- richtung von Klosterschulen; überall waren die Angelsachsen als Lehrer tätig gewesen. Die Schule war stets eine zwiefache, eine innere und eine äußere. In der äußeren, der kanonischen, wurden die Söhne der Edlen und Freien aus der Umgegend in einer Pension unter strenger Zucht gehalten, die Schüler der inneren trugen die dunkle Mönchskutte und lebten in der Klausur unter dem Zwang der Klosterregel. Der weltliche Unterricht war Lesen, Schreiben und Rechnen, vor allem Latein, ein tüchtiger Lehrer hielt darauf, daß nicht nur in den Lehr- stunden, sondern auch sonst von den älteren Schülern nur Latein gesprochen wurde. Außerdem wurde noch manches andere gelehrt, was aus unseren Schulen geschwunden ist. Die Schüler lernten durch schnelles Zusammenlegen und Beugen der Finger Buchstaben, Worte und Zahlen in Zeichen ausdrücken. Als Verstandesübungen waren Rechenaufgaben und Rätselfragen beliebt, die noch heut' unser Volk unterhalten. Streng war die Schulzucht, viele Streiche wurden aus- geteilt, bisweilen die Fehler aufsummiert und zusammen an schwerem Streichtage auf die Rücken gemessen. In St. Gallen zündete im Jahre 937 an solchem Straftag ein Schüler, um den Schlägen zu entgehen, die Schule an, die Flamme verbreitete sich und verzehrte einen Teil der Klostergebäude. Viele Mühe ward auf lateinische Verse verwandt; sie leicht und schön, wie der Zeitgeschmack war, zu verfertigen, galt für die rühmlichste weltliche Leistung des Gelehrten. Wie die letzten römischen Dichter lateinische Lobgedichte auf ihre Gönner unter Franken und Goten gemacht hatten, feierten jetzt auch fromme Mönche die Beschützer ihres Klosters durch Gedichte in Hexametern oder Distichen. Die Verse waren ein feines Mittel, sich Vornehmen zu empfehlen, von diesen Geschenke und unter den Brüdern Ansehen zu erwerben. 6. Zu den Pflichten der Benediktiner gehörte das Abschreiben alter Handschriften, und wir haben Ursache, mit innigem Dank auf diese emsige Tätigkeit zu blicken, denn ihr verdanken wir fast unsere gesamte Kunde des Altertums. In seiner Klosterzelle saß der Schön- schreiber der Abtei, glättete und liniierte sein Pergament, schrieb un-

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 227

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
227 darzubieten und zu diesem Zwecke bei den Glaubensgenossen Herzen und Hände willig zu machen. Dies ist die hohe Aufgabe, welcher sich der im Jahre 1841 gegründete Gustav-Adolf-Verein widmet. Wie nämlich, einst der schwedische König Gustav Adolf den deutschen Protestanten Hilfe und Rettung gebracht hat, so will auch der nach ihm genannte Verein allen Evangelischen in der Zerstreuung zur Hilfe kommen. Hunderte von evangelischen Kirchen und Schulen sind gebaut, zahlreiche Pfarr- und Schulstellen gegründet oder aufgebessert worden durch das tatkräftige Ein- greifen des Gustav-Adolf-Vereins. Seine Losung lautet: „Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen." Eben dieses Bibelwort will auch der lutherische Gotteskasten zur Wahrheit machen, nur daß er die Glaubensgenossen im engern Sinne nnterstützt, die bedrängten Lutheraner. Beide Vereine haben somit ein jeder in seiner Weise segensreich gewirkt und die gefährdeten Glaubens- genossen in zahlreichen Versuchungen zum Abfall bewahrt. 4. „Pfleget die Elenden!",— so lautet das letzte Losungswort der Inneren Mission. Zu den Elenden gehören vor allen Dingen die lieben Armen und Kranken. Christliche Frauenvereine, wie der im Friederikenstifte zu Hannover, sorgen für warme Kost oder für Kohlen und Kleidung oder für sonstige Hilfe. Städtische Krankenhäuser gewähren nach Kräften Heilung und Pflege. Vor allem aber hat unser Henrietten- stift, sowie auch das Clementinenstift zu Hannover ein kleines Heer von weiblichen barmherzigen Samaritern ausgebildet und zur bessern Pflege der Armen und Kranken in die Gemeinden unseres Landes gesandt: das sind die Diakonissen. So gibt es denn fast in allen Flecken und Städten eine Station für Gemeindekrankenpslege, und es läßt sich nicht aussprechen, welch ein stiller aber reicher Segen^ aus der hingebenden Arbeit unserer Schwestern in den Krankenstuben ausgegangen ist. „Pfleget die Elenden!" Zu den Elenden gehören auch all' jene unglücklichen Mitmenschen, welche nicht sehen, nicht hören, nicht begreifen können, oder welche an Umnachtung des Geistes oder endlich an der Fall- sucht leiden. Früher wurden sie von ihren Angehörigen vielfach eingesperrt, ja an Ketten gelegt, damit sie nicht, sich selbst überlassen, Unheil anrichten könnten. Wie leicht konnte sonst ein fallsüchtiges Kind ins offene Herd- feuer fallen, ein taubstummes Kind das Haus anstecken! Es ist ein Triumph der christlichen Liebe, daß auch Staat, Provinz und Gemeinde für alle diese Leidenden gesegnete Anstalten errichtet haben, wo sie christ- lich erzogen, dazu ausgebildet und gepflegt werden. Wer jemals die große Blindenanstalt zu Hannover besucht hat, oder eine der Taubstummen- anstalten zu Hildesheim, Osnabrück, Stade und Emden, oder die Heil- und Pflegeanstalt für Geistesschwache zu Langenhagen, oder wer jemals einen Einblick gewonnen hat in unsere Irrenanstalten oder 15*

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 342

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
342 Erze ab und schuf sie dadurch zu „Erzgäugeu" um, und wo der Hohl- raum nicht ganz gefüllt ward, bildeten sich Quarz- und Erzdrusen mit ihren oft prachtvollen Kristallen. Schon viele Jahrhunderte ist man bemüht, die unterirdischen Schätze zu heben, und wenn die Gänge bei zunehmender Teufe auch weniger edel werden, so beschert doch Gott, „der Bergwerks- schöpfer", immer wieder neue Anbrüche. 2. Ein Besuch der Grube wird uns über vielerlei belehren. Wir schlagen einen der wohlgepflegten, sauber mit Gräupchen (Pochkies) bestreuten Anfahrwege ein, welche von allen Seiten Klausthals den Gruben zuführen, und schließen uns einer Schar schwarzer Gestalten an, die unter den von den Kirchtürmen leise herüberdringenden Klängen der Anfahr- glocke, das Grubenlicht in der Hand, im Vusenraum des Kittels ein tüchtiges Stück Brot und ein „Einsteck-Würstchen", dem Schachte zueilen. Doch eh' der schwarze Kittelmann in seine Tiefe führt, stimmt er ein frommes Lied erst an, das seinen Herrgott ehrt; Bergmannsblut hat frommen Mut. Der Vorbeter, ein alter, würdiger Bergmann, leitet im Betsaale des Zechenhauses die Andacht am Eingänge der Arbeitswoche. Nun wird das Grubenlicht entzündet, das uralte, offen brennende Licht, denn dem Harzer Bergmann drohen keine „schlagenden Wetter", und von den Zurückbleibenden mit dem Wunsche: „Es geh' euch wohl!" begrüßt, tritt einer nach dem andern auf die Fahrkunst, die — jetzt mit Dampfkraft getrieben — den Bergmann ruckweise binnen kurzem in die Tiefe führt. Wie Sterne, die nach und nach erblassen, leuchten die Gruben- lichter eine Zeitlang herauf, dann erfüllt rabenschwarze Nacht den Fahr- schacht bergetief. Nicht mehr wie vor alters mit „Schlegel und Eisen", wie er es zum Kreuze zusammengefügt als Schmuck und Standesabzeichen führt, arbeitet vor Ort der Bergmann mühsam am Gestein; nein, mit Bohrer und Fäustel treibt er seine Bohrlöcher wuchtig in den Felsen und sprengt diesen mit Pulver und Dynamit. Und elektrische Bahnen schaffen an Stelle der vor kurzem noch so berühmten unterirdischen Schiffahrt die Erze nach den Aufbereitungsanstalten, Sortierhäusern, Wäschen und Pochwerken, die das zerkleinerte Stufferz der Hütte zuführen. Die tiefsten Schächte, voran Kaiser Wilhelm Ii., dringen an 900 ui in die Erde ein; der 157 ui hohe Kölner Dom ließe sich darin sechsmal aufeinander stellen. Welch winzige Zwerge sind dagegen die nur 22 m tiefen Schächte des „Alten Mannes" (d. i. der ersten, um 1350 der Pest erlegenen Bevölkerung), der die Wasser nicht zu bewältigen verstand. Aber

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 354

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
354 daß er sich einen reichen Schatz von Kenntnissen erwarb und als ein wissenschaftlich hervorragend durchgebildeter Mann in das Leben trat. Aber sein Herz war leer geblieben! Bis einst beim Lesen des Johannisevangeliums, sonderlich des 17. Kapitels, die Wahrheit des göttlichen Evangeliums ihn überwältigte und das göttliche Licht in seine nach Wahrheit und Frieden dürstende Seele drang. Das war die Stunde seiner Bekehrung und neuen Geburt. Und was er tat, tat er ganz; er haßte alles laue und halbe Wesen: es war alles bei ihm aus einem Guß. So gab er sich mit ganzer Seele und mit allen seinen Kräften dem Herrn hin; Großes und Kleines — alles wurde bei ihm Zeugnis und Bekenntnis, alles war von der Liebe Christi durchglüht. Das zeigte sich bereits in seiner Kandidatenzeit, die er in Lauenburg und Lüneburg als Hauslehrer verlebte. Treu und hingebend in seinem häuslichen Beruf, ging seine. Wirksamkeit doch weit über denselben hinaus. Schon in jenen Orten bewies er sein Glaubensleben in einer großartigen Liebestätigkeit, die sich auch bereits auf die Heidenmission erstreckte. Ganz be- sonders aber war das in Hermannsburg der Fall, wo er 1844 ein pietätvoller Hilfsprediger seines alten Vaters, 1849 aber nach dem Tode desselben sein Nachfolger wurde. Ein Mann voll Geistes und Glaubens, war er auch ein volkstüm- licher Prediger, wie die lutherische Kirche seit den Tagen Luthers keinen zweiten gehabt hat, und sein Handeln und Wandeln war in jeder Beziehung eine Bestätigung seiner Predigt. So ging ein geistes- mächtiger Einfluß von ihm aus, und in Hermannsburg entstand eine lebendige Bewegung, die rasch wie ein Feuer die Lüneburger Heide durchlief und sich bald weithin über Deutschland verbreitete. All- jährlich wanderten viele nach dem stillen abgelegenen Heidedorfe, saßen unter seiner Kanzel in der einfachen gotischen Dorfkirche oder unter einer knorrigen schattigen Eiche auf einem der friedlichen Heidhöfe und holten sich Nahrung und Erquickung für ihre Seele. Bald mußten- seine Predigten auch gedruckt werden, das Verlangen danach war zu groß, und noch jetzt gehören seine Evangelien- und Epistel- predigten zu denen, die am weitesten verbreitet sind und am liebsten gelesen werden, so daß er auch noch nach seinem Tode einen segens- vollen Einfluß auf unser deutsches Christenvolk ausübt. Er hat nicht lange gelebt. In hingebender selbstloser Liebe hat er seine Kräfte ohne Schonung bald verzehrt. Schon 1865 am 14. November rief der Herr seinen treuen Diener heim. Er starb nach schwerem Leiden, heilsgewiß und hoffnungsfreudig. 3. Im Herbst 1849 hatte er in Hermannsburg die Missions- anstalt gegründet. Kurz vorher hatte er auf dem Missionsfeste der

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 355

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
355 benachbarten Stadt Celle erklärt: „In Gottes Namen will ich in Hermannsburg eine Mission errichten und habe keinen Pfennig dazu. Mit wieviel Zöglingen soll ich anfangen? mit drei oder vier? Nein mit zwölf; denn sein ist beides, Silber und Gold.“ Die Leute ver- nahmen’s mit Staunen und Verwunderung, etliche freilich mit Hohn und Spott, viele aber mit herzlicher Freude und Zustimmung. Sein Wort und Beispiel entzündete ihren ¡Eifer. Alles, was er einnahm, verwandte er bis auf den letzten Pfennig für seinen Herrn. Reich- lich strömten die Gaben ihm zu von seinen Bauern und aus allen Ständen, von groß und klein, von alt und jung. Männer gaben von dem Gewinn ihrer Arbeit, Frauen verkauften ihren Schmuck, und Kinder brachten ihr Patengeld. Ein junger Bauer in Hermannsburg schenkte sogar seinen Bauerhof für die Mission und trat dann als Zögling in das Missionshaus ein. Die jungen Leute strömten Harms zahlreich zu, bald war er genötigt, die Zahl der Missionszöglinge zu verdoppeln, und nach zwölf Jahren mußte er sogar ein zweites Missionshaus bauen. 1853 stand die erste Schar von Missionaren zur Aussendung bereit; wie sollten sie übers Weltmeer kommen? Mit Afrika, wohin sie. gehen sollten, gab es noch keinen regelmäßigen Schiffsverkehr; da ließ der Dorfpastor in fröhlichem Glaubens- mut ein schmuckes Segelschiff erbauen, das er Kandaze nannte nach der Königin von Mohrenland, und begeistert gaben unsere Heide- bauern und andere Freunde ihm die Mittel dazu. Freudig sind die Missionare dann auf ihr hinausgefahren, konnten aber zu ihrem Schmerz keinen Eingang zu den Galla in Ostafrika gewinnen, bei denen sie die Missionsarbeit beginnen sollten; ihre mehrfachen Ver- suche wurden durch die Mohammedaner, welche die Küste beherrsch- ten, vereitelt. Da führte der Herr sie nach Natal. Es waren ihrer acht Missionare, welche, den Heiden das Evangelium predigen, und ebenso viele Kolonisten, welche jenen im Ackerbau und Handwerk halfen und die Heidenchristen darin unterweisen sollten. 1854 grün- deten sie die erste Missionsstation und nannten sie in dankbarer Liebe Neu-Hermannsburg. Hier sind die ersten Heiden getauft, hier ist die erste Kirche erbaut und die erste Gemeinde gesammelt, und von hier aus sind immer mehr Missionare vorgedrungen in Natal, ins freie Zululand hinein, wo die Könige Panda und Ketschwayo herrschten, und in die Länder der Buren und Betschuanen. Es hat viel harte Arbeit und schwere Kämpfe gekostet, bis die Mission Boden gewann. Die stolzen wilden Zulu besonders haben dem Evangelio lange widerstanden, doch sind sie, seit Gottes Gerichte ihre Macht wie ihren Stolz zerbrachen, empfänglicher geworden, und viele von ihnen 23*

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 482

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
482 dienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen, ja sogar Jung- frauen drängten sich unter mancherlei Verstellungen und Verlarvungen zu den Waffen. Alle wollten sich üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik und war in einen Übungs- und Waffenplatz verwandelt; jede Feueresse ward eine Waffenschmiede. Das war das Schönste bei diesem heiligen Eifer und fröhlichen Gewimmel, daß alle Unterschiede von Ständen und Klassen, von Altern und Stufen vergessen und aufgehoben waren, daß jeder sich demütigte und hingab zu dem Geschäft und Dienst, wo er der Brauchbarste war; daß das eine große Gefühl des Vaterlands und seiner Freiheit und Ehre alle andern Gefühle verschlang, alle andern sonst erlaubten Rücksichten und löblichen Ver- hältnisse aufhob. Die Menschen fühlten es, sie waren gleich geworden durch das lange Unglück; sie wollten auch gleich sein im Dienst und im Gehorsam. Und so sehr erhob die heilige Pflicht und das gemeinsame Streben, wovon sie beseelt waren, alle Herzen, daß das Niedrige, Gemeine und Wilde, dem in getümmelvollen Zeiten der Bewaffnungen und Kriege eine so weite Bahn geöffnet ist, nicht aufkommen konnte. Die heilige Begeisterung dieser unvergeßlichen Tage ist durch keine Ausschweifung und Wildheit entweiht worden; es war, als fühlte auch der Kleinste, daß er ein Spiegel der Sittlichkeit, Bescheidenheit und Rechtlichkeit sein müsse, wenn er den Übermut, die Unzucht und Prahlerei besiegen wollte, die er an den Franzosen so sehr verabscheut hatte. Was die Männer so unmittelbar unter den Waffen und für die Waffen taten, das tat das zartere Geschlecht der Frauen durch stille Gebete und fromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten. Wer kann die unzähligen Opfer und Gaben dieses großen Sommers zählen, die zum Teil unter den rührendsten Umständen dargebracht sind? Wer kann die dem Vater- lande ewig teuren Namen der Frauen und Jungfrauen aufrechnen, welche in einzelnen Wohnungen oder in Krankenhäusern die Nackenden gekleidet, die Hungrigen gespeist, die Kranken gepflegt und die Verwundeten ver- bunden haben? So geschah es denn von dem einen Ende des Reiches bis zum andern. Ich sage nur das eine: Es war plötzlich wie durch ein Wunder Gottes ein großes und würdiges Volk entstanden. So hat das preußische Volk und Heer sich offenbart. — Daß wir jetzt frei atmen, daß wir fröhlich zu den Sternen blicken und Gott anbeten: das danken wir, nächst Gott, diesen Beginnern der deutschen Herrlichkeit. Sie sind uns übrigen Deutschen, wie verschiedene Namen wir auch führen mögen, die ruhmreichen Vor- treter und das erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden. Ernst Moritz Arndt.

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 436

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
436 am Süntel völlig vernichtet. Aber es gelang Karl, den Aufstand zu dämpfen, und furchtbar war seine Rache. Bei Verden ließ er 4500 ihm ausgelieferte Sachsen hinrichten. Die Bluttat bleibt ein Flecken auf Karls Charakter. Die Tat, die anfangs betäubend wirkte, rief dann die Sachsen zum Verzweiflungskampfe auf. Aber in den Schlachten bei Detmold und an der Haase wurde ihre Kraft gebrochen. Wittekind gab die Sache seines Volkes verloren. 785 ließ er sich taufen und blieb seitdem dem Franken- könig treu. Aber erst 804 war jeder Widerstand überwunden. 3. Mit Waffengewalt sind die Sachsen zum Christentum gezwungen worden. Aber der Gewalt ging auch eine treue Fürsorge für das Land zur Seite. Karl beginnt nicht damit, Bischöfe einzusetzen, sondern damit, daß er Hirchspiele schafft. Jede Kirche soll einen Hof mit zwei Hufen Landes haben, und je 120 Kirchspielseingesessene sollen ihr einen Knecht und eine Magd stellen. Außerdem wird ihr der Zehnten von allem Er- werb gegeben. Erst später folgt die Gründung von Bistümern. Es ist nicht mit Bestimmtheit festzustellen, welche schon von Karl selbst gegründet sind. Im großen und ganzen ist die Bekehrung der Sachsen Karls eigene Tat, und man darf wohl sagen, die größte und einflußreichste Tat seines Lebens. Mit der Bekehrung der Sachsen war dem Christentum zugleich der Weg weiter gebahnt nach Norden und Osten. Es ist wunderbar, daß gerade der blutgedüngte Boden Sachsens so schnell herrliche Früchte zeitigte. Nachdem der Widerstand einmal gebrochen war, nahm der tief religiöse Stamm der Sachsen nun auch den christlichen Glauben mit einer Hingabe und Innigkeit auf wie kaum ein anderer. Das beweist die Tatsache, daß Sachsen bald nach seiner Bekehrung selbst die Mission so kräftig in die Hand nimmt. Das Opfer, das der sächsische Stamm bringen mußte, ist nicht vergeblich gebracht, die Blutsaat auf sächsischem Boden hat reiche Frucht getragen. Das mag uns mit Karls Gewalttat aussöhnen. Nach Gerhard Uhlhorn. 251. Arr- -e« Kl-sterlktze« im zehnten Lahrhundert. 1. Wollte ein deutscher Landesherr ein Kloster gründen, so ver- ständigte er sich mit den Mönchen eines bestehenden Mutterklosters. Dann wurde der Platz sorgfältig überlegt, vielleicht war es ein alter Tummelplatz heidnischer Dämonen in tiefem Walde, wie bei Ganders- heim, oder eine günstige Kulturstelle, wie bei der zweiten Anlage (822) von Corvey. Ackerscholle, Quell und Teich, das Gestein und das Sonnenlicht auf Wald und Hügel, die Straße, der Ausblick in das Land und die Nachbarschaft wurden sorglich erwogen, Brüder wurden als Späher ausgesandt, bei den Frommen der Umgegend ward Kunde eingeholt, dann erst wurde eine Gesellschaft der Brüder abgesandt zur Gründung des Klosters. Die Gesandten begingen Flur und Tal, darauf

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 438

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
438 Durch Spenden der Gönner mehrte sich allmählich das Eigentum des Klosters, seine Ackerstücke und Hufen lagen vielleicht über einen großen Teil Deutschlands verstreut, die Kultur der naheliegenden Be- sitzungen wurde vom Kloster aus geleitet, und die Klöster wurden deshalb auch Wirtschaften im großen Stil. 3. Äas Kloster selbst war eine kleine Stadt, Mittelpunkt die Kirche des Heiligen; an diese lehnten sich, durch besondere Umfriedung eingehegt, die Gebäude der Klausur: Schlaf- und Vorratsräume der Brüder, ihre Bibliothek, ihr Arbeitshaus, die innere Schule, der an- sehnliche Speise- und Beratungsraum mit Kreuzgang. Außerhalb der verbotenen Räume aber lag eine ganze Welt von verschiedenartiger Tätigkeit eng zusammengeschachtelt in niedrigen Gebäuden, die oft nach antiker Weise kleine Hofräume umschlossen. Dort war die statt- liche Abtwohnung als ein Palast mit eigener Wirtschaft und Küche, dann die Außenschule, Gasthäuser für reisende Brüder, für vornehme und gewöhnliche Leute, die letzteren mit gutem Grund ohne Ofen und Feuerstätte, — ferner Krankenhäuser, dabei die Wohnung und Apotheke des Bruder Arztes. Dann die Werkstätten der Handwerker und Künstler, der Goldschmiede, Schwertfeger, Sattler u. a., sämtlich kleine Arbeitsräume mit Schlafzellen daneben. Endlich die Gebäude einer großen Landwirtschaft: Viehställe, Knechtwohnungen, Scheuern, Brauerei, Vorratsräume, Hühner- und Geflügelhöfe und Gärten für Blumen und Arzneikräuter und für Gemüse als die gewöhnliche Kost der Mönche, zuletzt der Kirchhof als Obstgarten. Die Gebäude und einzelnen Anlagen waren durch kleine Gassen und Stege, durch Hecken oder Mauern geschieden; dieser ganze Wabenbau der geistlichen Bienen nach außen eine viereckige, abgeschlossene Anlage, mit Pfahlwerk und Graben, später auch mit Mauern und Türmen kastellartig umschanzt. In dieser Klosterstadt waren die Mönche nur kleine Minderzahl, aber auch Dienstleute, Arbeiter, Schüler, Knechte und Gäste mußten sich der strengen Ordnung fügen, die außerhalb der Klausur galt. In der Nähe endlich lag das Dorf mit pflichtigen Landleuten und darin andere Handwerker und Diener des Klosters, und unweit die Burg eines reisigen Dienstmanns, dem der nächste kriegerische Dienst und Schutz seiner Patrone oblag. Er war vornehmen Brüdern verwandt und ohne Zweifel einer der wohlhäbigsten Landgenossen. 4. Nächst den Meiereien des Königs waren die Klostergüter da- mals am sorgfältigsten bewirtschaftet; in den Gärten der Mönche hat die deutsche Sonne zuerst den Pfirsichen und Aprikosen rote Bäckchen gemalt, die weiße Lilie und die volle Rose der Römer wurden hier zuerst bewundert und in den lateinischen Versen zum Schmuck himm- lischer Schönheit verwandt. Trotz der strengen Regel verstanden die
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