514
ich hoffentlich nicht mehr erleben werde, sich vieles, namentlich für die
verwundeten Krieger, günstiger gestalten werde."
5. Ihre ganz besondere Fürsorge widmete die Kaiserin dem auf
ihre Anregung gegründeten Augusta-Hospital in Berlin und dem mit
ihm verbundenen Asyl für Krankenpflegerinnen. Bei ihren häufigen
Besuchen des Hospitals ging sie zu den Kranken in die Zellen, bezeigte
ihnen ihre Teilnahme und sorgte für ihre Bedürfnisse. Sie ließ das
Krankenhaus mit freundlichen Anlagen umgeben, damit der Genesende,
der neue Lebenshoffnung schöpft, sich an dem Leben in der Natur, an
dem Anblick des frischen Grüns und der Blumen erfreue und labe.
Sie wohnte auch, so oft es ihr möglich war, dem sonntäglichen Gottes-
dienst in dem Augusta-Hospital bei und ließ dort eine Kapelle erbauen.
6. Aus der eigenen Anregung der Kaiserin ging das 1872 be-
gründete „Kaiserin-Augusta-Stift" in Charlottenburg hervor, in dem
Töchter der im Kriege gefallenen Offiziere bis zu ihrem siebzehnten
Lebensjahr eine gute, ihrem Stande angemessene Erziehung erhalten.
Das sehr einfache, einstöckige Haus, das die Kaiserin zu diesem Zweck
errichten ließ, ist durch das Rote Kreuz am weißen Giebelfelde be-
zeichnet. Über der Tür ist als Inschrift der Lieblingsspruch der
Kaiserin zu lesen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal,
haltet an am Gebet!"
7. Daß aber die Kaiserin auch für die Geringsten und Ver-
kommensten des Volkes ein erbarmendes Herz hatte, beweist die für-
sorgende Teilnahme, die sie der Erziehung verwahrloster Kinder
widmete.
Ihre Samaritertätigkeit blieb stets die gleiche, so sehr sich auch
das äußere Leben der Kaiserin veränderte. Im Frühjahre 1888 stand
die trauernde kaiserliche Witwe am Sarge ihres Gemahls, dessen kernige
Gesundheit nach einem langen und gesegneten, tatenreichen Leben den
Beschwerden des Alters erlegen war, und im Sommer desselben Jahres
fielen die Tränen der Kaiserin-Mutter in die Gruft ihres einzigen
Sohnes, der, einst der Stolz und die Hoffnung Deutschlands, von
einer langsam an seinem Lebensmark zehrenden, schmerzvollen Krank-
heit dahingerafft wurde. Aber bis zum letzten Atemzuge hat Kaiserin
Augusta nicht aufgehört, ihre Kräfte im Dienste der barmherzigen
Nächstenliebe zu verwenden.
Am 7. Januar 1890 hat. sie ihr müdes Haupt zur Ruhe nieder-
gelegt. Wie Kaiser Wilhelm I., an dessen Seite sie im stillen Char-
lottenburger Mausoleum ruht, wird auch sie unvergessen bleiben. In
Berlin ist ihr ein Denkmal auf dem Platz am Opernhause errichtet
worden.
Wilhelm Heinze.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Augusta Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Charlottenburg Deutschlands Berlin
437
knieten sie nieder, beteten und sangen die Psalmen, die zu diesem
Gottesdienst gehörten, warfen die Richtschnur, steckten die Pflöcke und
maßen den Grund der Kirche, dazu die Wohnungen der Brüder. Schnell
wurden vorläufige Hütten gebaut, und der Bischof ward geladen, die
Stätte zu weihen; an die Stelle, wo der Altar sich erheben sollte,
wurde die heilige Kreuzfahne gesteckt, von dort die geweihte Um-
friedung mit einem Namen begabt. An demselben Tage begann der
Bau, die Mönche arbeiteten mit den Landleuten um die Wette an
Balken und Steinen. Waren die nötigen Gebäude aufgerichtet, dann
siedelten die Brüder aus dem Mutterkloster über mit allem Hausrat,
Männer, Greise und Knaben, sie begingen unter dem Notdach die
erste Messe. Stand die Kirche vollendet, dann führte der Abt des
neuen Klosters eine größere Anzahl der Brüder herzu. Ihm und den
weltlichen Stiftern lag ob, die unentbehrliche Grundlage für das Ge-
deihen der neuen Stiftung, die Reliquien, zu finden, die in der Kirche
zur Verehrung aufgestellt wurden.
2. Gab der heilige Patron dem Kloster Ansehen, so war der
Schutz der irdischen Gönner nicht weniger förderlich. Bedeutung und
Wohlstand eines Klosters hingen davon ab, daß eine große Herren-
familie ihre Interessen mit denen des geistlichen Stifts vereinigte. Die
weltlichen Gründer und Schützer: das Königsgeschlecht, ein Herzog
oder Graf, betrachteten das Kloster als einen wertvollen Helfer für
ihr irdisches und ewiges Heil, durch die Mönche ordneten sie ihre
Rechnung mit dem Himmel, der Klosterheilige war auch ihr Patron,
ihm wurden Gelübde abgelegt, ihm bei beschwertem Gewissen Ge-
schenke gemacht, ihm die Söhne und Töchter geweiht, welche nicht
der weltlichen Lust und Versuchung teilhaftig sein sollten, an seinem
Altar suchte man Frieden und Erhebung, bei seinen Reliquien die
letzte Ruhestätte. Fast jedes der großen Klöster Deutschlands, die vom
achten bis zum elften Jahrhundert Bedeutung gewannen, war in
solchen: Sinne Besitz eines mächtigen Hauses und Vertreter seiner
Interessen. Und es wurde in der Regel ein Verhältnis von großer
Innigkeit. In der Einsamkeit des Klosters fand der wilde Krieger,
der ränkevolle Politiker eine heilige Ruhe, die ihm sein Leben nicht
gönnte, in den Mönchen die treuesten Anhänger, die ihn als den
große:: Spender und Freund betrachteten, in den Weisen des Klosters
stille Ratgeber, Verfertiger von Schriftstücken — zuweilen auch von
unechten — und Verfasser der Annalen seines Hauset/^Die Äbte
wurden häufig aus seinem Geschlecht gewühlt, unter den Brüdern
oder Schwestern waren Kinder seiner Anhänger, er und die Seinen
hatten in: Kloster eine geweihte Heimat und, wenn ihr Glück aus
Erdeu gescheitert war^ die letzte Zufluckst
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
439
Brüder auch für die seltenen Tage eines Gastmahls und für den
Tisch ihres Abtes gute Dinge zu bereiten, Kochkunst und Pflege des
Weins wurden mit derselben kleinlichen Sorgfalt geübt, die alle Tätig-
keit der alten Klöster bezeichnet. Aber auch höherem Künstlertalent
bot die heilige Genossenschaft den sichersten Schutz, Maler und Bau-
künstler erlangten am leichtesten als Mönche Ruf, sie wurden zur
Ausübung ihrer Kunst auch aus dem Kloster versendet und arbeiteten
bei Bischöfen und in Fürstenhäusern zu Ehren ihres Heiligen.
5. Die segensreichste Tätigkeit der Benediktiner aber war die Ein-
richtung von Klosterschulen; überall waren die Angelsachsen als Lehrer
tätig gewesen. Die Schule war stets eine zwiefache, eine innere und
eine äußere. In der äußeren, der kanonischen, wurden die Söhne der
Edlen und Freien aus der Umgegend in einer Pension unter strenger
Zucht gehalten, die Schüler der inneren trugen die dunkle Mönchskutte
und lebten in der Klausur unter dem Zwang der Klosterregel. Der
weltliche Unterricht war Lesen, Schreiben und Rechnen, vor allem
Latein, ein tüchtiger Lehrer hielt darauf, daß nicht nur in den Lehr-
stunden, sondern auch sonst von den älteren Schülern nur Latein
gesprochen wurde. Außerdem wurde noch manches andere gelehrt, was
aus unseren Schulen geschwunden ist. Die Schüler lernten durch
schnelles Zusammenlegen und Beugen der Finger Buchstaben, Worte
und Zahlen in Zeichen ausdrücken. Als Verstandesübungen waren
Rechenaufgaben und Rätselfragen beliebt, die noch heut' unser Volk
unterhalten. Streng war die Schulzucht, viele Streiche wurden aus-
geteilt, bisweilen die Fehler aufsummiert und zusammen an schwerem
Streichtage auf die Rücken gemessen. In St. Gallen zündete im Jahre
937 an solchem Straftag ein Schüler, um den Schlägen zu entgehen,
die Schule an, die Flamme verbreitete sich und verzehrte einen Teil
der Klostergebäude.
Viele Mühe ward auf lateinische Verse verwandt; sie leicht und
schön, wie der Zeitgeschmack war, zu verfertigen, galt für die rühmlichste
weltliche Leistung des Gelehrten. Wie die letzten römischen Dichter
lateinische Lobgedichte auf ihre Gönner unter Franken und Goten
gemacht hatten, feierten jetzt auch fromme Mönche die Beschützer ihres
Klosters durch Gedichte in Hexametern oder Distichen. Die Verse
waren ein feines Mittel, sich Vornehmen zu empfehlen, von diesen
Geschenke und unter den Brüdern Ansehen zu erwerben.
6. Zu den Pflichten der Benediktiner gehörte das Abschreiben
alter Handschriften, und wir haben Ursache, mit innigem Dank auf
diese emsige Tätigkeit zu blicken, denn ihr verdanken wir fast unsere
gesamte Kunde des Altertums. In seiner Klosterzelle saß der Schön-
schreiber der Abtei, glättete und liniierte sein Pergament, schrieb un-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
227
darzubieten und zu diesem Zwecke bei den Glaubensgenossen Herzen und
Hände willig zu machen. Dies ist die hohe Aufgabe, welcher sich der im
Jahre 1841 gegründete Gustav-Adolf-Verein widmet. Wie nämlich,
einst der schwedische König Gustav Adolf den deutschen Protestanten Hilfe
und Rettung gebracht hat, so will auch der nach ihm genannte Verein
allen Evangelischen in der Zerstreuung zur Hilfe kommen. Hunderte von
evangelischen Kirchen und Schulen sind gebaut, zahlreiche Pfarr- und
Schulstellen gegründet oder aufgebessert worden durch das tatkräftige Ein-
greifen des Gustav-Adolf-Vereins. Seine Losung lautet: „Lasset uns
Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen."
Eben dieses Bibelwort will auch der lutherische Gotteskasten zur
Wahrheit machen, nur daß er die Glaubensgenossen im engern Sinne
nnterstützt, die bedrängten Lutheraner. Beide Vereine haben somit ein
jeder in seiner Weise segensreich gewirkt und die gefährdeten Glaubens-
genossen in zahlreichen Versuchungen zum Abfall bewahrt.
4. „Pfleget die Elenden!",— so lautet das letzte Losungswort
der Inneren Mission. Zu den Elenden gehören vor allen Dingen die
lieben Armen und Kranken. Christliche Frauenvereine, wie der im
Friederikenstifte zu Hannover, sorgen für warme Kost oder für Kohlen
und Kleidung oder für sonstige Hilfe. Städtische Krankenhäuser gewähren
nach Kräften Heilung und Pflege. Vor allem aber hat unser Henrietten-
stift, sowie auch das Clementinenstift zu Hannover ein kleines Heer
von weiblichen barmherzigen Samaritern ausgebildet und zur bessern Pflege
der Armen und Kranken in die Gemeinden unseres Landes gesandt: das
sind die Diakonissen. So gibt es denn fast in allen Flecken und Städten
eine Station für Gemeindekrankenpslege, und es läßt sich nicht aussprechen,
welch ein stiller aber reicher Segen^ aus der hingebenden Arbeit unserer
Schwestern in den Krankenstuben ausgegangen ist.
„Pfleget die Elenden!" Zu den Elenden gehören auch all' jene
unglücklichen Mitmenschen, welche nicht sehen, nicht hören, nicht begreifen
können, oder welche an Umnachtung des Geistes oder endlich an der Fall-
sucht leiden. Früher wurden sie von ihren Angehörigen vielfach eingesperrt,
ja an Ketten gelegt, damit sie nicht, sich selbst überlassen, Unheil anrichten
könnten. Wie leicht konnte sonst ein fallsüchtiges Kind ins offene Herd-
feuer fallen, ein taubstummes Kind das Haus anstecken! Es ist ein
Triumph der christlichen Liebe, daß auch Staat, Provinz und Gemeinde
für alle diese Leidenden gesegnete Anstalten errichtet haben, wo sie christ-
lich erzogen, dazu ausgebildet und gepflegt werden. Wer jemals die große
Blindenanstalt zu Hannover besucht hat, oder eine der Taubstummen-
anstalten zu Hildesheim, Osnabrück, Stade und Emden, oder die
Heil- und Pflegeanstalt für Geistesschwache zu Langenhagen, oder
wer jemals einen Einblick gewonnen hat in unsere Irrenanstalten oder
15*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf
342
Erze ab und schuf sie dadurch zu „Erzgäugeu" um, und wo der Hohl-
raum nicht ganz gefüllt ward, bildeten sich Quarz- und Erzdrusen mit
ihren oft prachtvollen Kristallen. Schon viele Jahrhunderte ist man bemüht,
die unterirdischen Schätze zu heben, und wenn die Gänge bei zunehmender
Teufe auch weniger edel werden, so beschert doch Gott, „der Bergwerks-
schöpfer", immer wieder neue Anbrüche.
2. Ein Besuch der Grube wird uns über vielerlei belehren.
Wir schlagen einen der wohlgepflegten, sauber mit Gräupchen (Pochkies)
bestreuten Anfahrwege ein, welche von allen Seiten Klausthals den Gruben
zuführen, und schließen uns einer Schar schwarzer Gestalten an, die unter
den von den Kirchtürmen leise herüberdringenden Klängen der Anfahr-
glocke, das Grubenlicht in der Hand, im Vusenraum des Kittels ein
tüchtiges Stück Brot und ein „Einsteck-Würstchen", dem Schachte zueilen.
Doch eh' der schwarze Kittelmann
in seine Tiefe führt,
stimmt er ein frommes Lied erst an,
das seinen Herrgott ehrt;
Bergmannsblut hat frommen Mut.
Der Vorbeter, ein alter, würdiger Bergmann, leitet im Betsaale des
Zechenhauses die Andacht am Eingänge der Arbeitswoche.
Nun wird das Grubenlicht entzündet, das uralte, offen brennende
Licht, denn dem Harzer Bergmann drohen keine „schlagenden Wetter",
und von den Zurückbleibenden mit dem Wunsche: „Es geh' euch wohl!"
begrüßt, tritt einer nach dem andern auf die Fahrkunst, die — jetzt mit
Dampfkraft getrieben — den Bergmann ruckweise binnen kurzem in die
Tiefe führt. Wie Sterne, die nach und nach erblassen, leuchten die Gruben-
lichter eine Zeitlang herauf, dann erfüllt rabenschwarze Nacht den Fahr-
schacht bergetief.
Nicht mehr wie vor alters mit „Schlegel und Eisen", wie er es zum
Kreuze zusammengefügt als Schmuck und Standesabzeichen führt, arbeitet
vor Ort der Bergmann mühsam am Gestein; nein, mit Bohrer und Fäustel
treibt er seine Bohrlöcher wuchtig in den Felsen und sprengt diesen mit
Pulver und Dynamit. Und elektrische Bahnen schaffen an Stelle der
vor kurzem noch so berühmten unterirdischen Schiffahrt die Erze nach den
Aufbereitungsanstalten, Sortierhäusern, Wäschen und Pochwerken, die das
zerkleinerte Stufferz der Hütte zuführen.
Die tiefsten Schächte, voran Kaiser Wilhelm Ii., dringen an 900 ui
in die Erde ein; der 157 ui hohe Kölner Dom ließe sich darin sechsmal
aufeinander stellen. Welch winzige Zwerge sind dagegen die nur 22 m
tiefen Schächte des „Alten Mannes" (d. i. der ersten, um 1350 der Pest
erlegenen Bevölkerung), der die Wasser nicht zu bewältigen verstand. Aber
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bergmann Harzer_Bergmann Bergmann Bergmann Wilhelm
354
daß er sich einen reichen Schatz von Kenntnissen erwarb und
als ein wissenschaftlich hervorragend durchgebildeter Mann in
das Leben trat. Aber sein Herz war leer geblieben! Bis einst
beim Lesen des Johannisevangeliums, sonderlich des 17. Kapitels,
die Wahrheit des göttlichen Evangeliums ihn überwältigte und das
göttliche Licht in seine nach Wahrheit und Frieden dürstende Seele
drang. Das war die Stunde seiner Bekehrung und neuen Geburt.
Und was er tat, tat er ganz; er haßte alles laue und halbe Wesen:
es war alles bei ihm aus einem Guß. So gab er sich mit ganzer
Seele und mit allen seinen Kräften dem Herrn hin; Großes und
Kleines — alles wurde bei ihm Zeugnis und Bekenntnis, alles war
von der Liebe Christi durchglüht. Das zeigte sich bereits in seiner
Kandidatenzeit, die er in Lauenburg und Lüneburg als Hauslehrer
verlebte. Treu und hingebend in seinem häuslichen Beruf, ging seine.
Wirksamkeit doch weit über denselben hinaus. Schon in jenen Orten
bewies er sein Glaubensleben in einer großartigen Liebestätigkeit,
die sich auch bereits auf die Heidenmission erstreckte. Ganz be-
sonders aber war das in Hermannsburg der Fall, wo er 1844 ein
pietätvoller Hilfsprediger seines alten Vaters, 1849 aber nach dem
Tode desselben sein Nachfolger wurde.
Ein Mann voll Geistes und Glaubens, war er auch ein volkstüm-
licher Prediger, wie die lutherische Kirche seit den Tagen Luthers
keinen zweiten gehabt hat, und sein Handeln und Wandeln war in
jeder Beziehung eine Bestätigung seiner Predigt. So ging ein geistes-
mächtiger Einfluß von ihm aus, und in Hermannsburg entstand eine
lebendige Bewegung, die rasch wie ein Feuer die Lüneburger Heide
durchlief und sich bald weithin über Deutschland verbreitete. All-
jährlich wanderten viele nach dem stillen abgelegenen Heidedorfe, saßen
unter seiner Kanzel in der einfachen gotischen Dorfkirche oder unter
einer knorrigen schattigen Eiche auf einem der friedlichen Heidhöfe
und holten sich Nahrung und Erquickung für ihre Seele. Bald mußten-
seine Predigten auch gedruckt werden, das Verlangen danach war
zu groß, und noch jetzt gehören seine Evangelien- und Epistel-
predigten zu denen, die am weitesten verbreitet sind und am liebsten
gelesen werden, so daß er auch noch nach seinem Tode einen segens-
vollen Einfluß auf unser deutsches Christenvolk ausübt.
Er hat nicht lange gelebt. In hingebender selbstloser Liebe
hat er seine Kräfte ohne Schonung bald verzehrt. Schon 1865 am
14. November rief der Herr seinen treuen Diener heim. Er starb
nach schwerem Leiden, heilsgewiß und hoffnungsfreudig.
3. Im Herbst 1849 hatte er in Hermannsburg die Missions-
anstalt gegründet. Kurz vorher hatte er auf dem Missionsfeste der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Johannisevangeliums Christi Lauenburg Lüneburg Hermannsburg Hermannsburg Deutschland Hermannsburg
355
benachbarten Stadt Celle erklärt: „In Gottes Namen will ich in
Hermannsburg eine Mission errichten und habe keinen Pfennig dazu.
Mit wieviel Zöglingen soll ich anfangen? mit drei oder vier? Nein
mit zwölf; denn sein ist beides, Silber und Gold.“ Die Leute ver-
nahmen’s mit Staunen und Verwunderung, etliche freilich mit Hohn
und Spott, viele aber mit herzlicher Freude und Zustimmung. Sein
Wort und Beispiel entzündete ihren ¡Eifer. Alles, was er einnahm,
verwandte er bis auf den letzten Pfennig für seinen Herrn. Reich-
lich strömten die Gaben ihm zu von seinen Bauern und aus allen
Ständen, von groß und klein, von alt und jung. Männer gaben von
dem Gewinn ihrer Arbeit, Frauen verkauften ihren Schmuck, und
Kinder brachten ihr Patengeld. Ein junger Bauer in Hermannsburg
schenkte sogar seinen Bauerhof für die Mission und trat dann als
Zögling in das Missionshaus ein. Die jungen Leute strömten Harms
zahlreich zu, bald war er genötigt, die Zahl der Missionszöglinge zu
verdoppeln, und nach zwölf Jahren mußte er sogar ein zweites
Missionshaus bauen. 1853 stand die erste Schar von Missionaren
zur Aussendung bereit; wie sollten sie übers Weltmeer kommen?
Mit Afrika, wohin sie. gehen sollten, gab es noch keinen regelmäßigen
Schiffsverkehr; da ließ der Dorfpastor in fröhlichem Glaubens-
mut ein schmuckes Segelschiff erbauen, das er Kandaze nannte nach
der Königin von Mohrenland, und begeistert gaben unsere Heide-
bauern und andere Freunde ihm die Mittel dazu. Freudig sind die
Missionare dann auf ihr hinausgefahren, konnten aber zu ihrem
Schmerz keinen Eingang zu den Galla in Ostafrika gewinnen, bei
denen sie die Missionsarbeit beginnen sollten; ihre mehrfachen Ver-
suche wurden durch die Mohammedaner, welche die Küste beherrsch-
ten, vereitelt. Da führte der Herr sie nach Natal. Es waren ihrer
acht Missionare, welche, den Heiden das Evangelium predigen, und
ebenso viele Kolonisten, welche jenen im Ackerbau und Handwerk
halfen und die Heidenchristen darin unterweisen sollten. 1854 grün-
deten sie die erste Missionsstation und nannten sie in dankbarer
Liebe Neu-Hermannsburg. Hier sind die ersten Heiden getauft, hier
ist die erste Kirche erbaut und die erste Gemeinde gesammelt, und
von hier aus sind immer mehr Missionare vorgedrungen in Natal,
ins freie Zululand hinein, wo die Könige Panda und Ketschwayo
herrschten, und in die Länder der Buren und Betschuanen. Es hat
viel harte Arbeit und schwere Kämpfe gekostet, bis die Mission
Boden gewann.
Die stolzen wilden Zulu besonders haben dem Evangelio lange
widerstanden, doch sind sie, seit Gottes Gerichte ihre Macht wie
ihren Stolz zerbrachen, empfänglicher geworden, und viele von ihnen
23*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Harms Galla
Extrahierte Ortsnamen: Celle Gottes Hermannsburg Hermannsburg Afrika Ostafrika Neu-Hermannsburg
482
dienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen, ja sogar Jung-
frauen drängten sich unter mancherlei Verstellungen und Verlarvungen zu
den Waffen. Alle wollten sich üben, rüsten und für das Vaterland
streiten und sterben. Jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dorf schallte von
Kriegslust und Kriegsmusik und war in einen Übungs- und Waffenplatz
verwandelt; jede Feueresse ward eine Waffenschmiede. Das war das
Schönste bei diesem heiligen Eifer und fröhlichen Gewimmel, daß alle
Unterschiede von Ständen und Klassen, von Altern und Stufen vergessen
und aufgehoben waren, daß jeder sich demütigte und hingab zu dem
Geschäft und Dienst, wo er der Brauchbarste war; daß das eine große
Gefühl des Vaterlands und seiner Freiheit und Ehre alle andern Gefühle
verschlang, alle andern sonst erlaubten Rücksichten und löblichen Ver-
hältnisse aufhob. Die Menschen fühlten es, sie waren gleich geworden
durch das lange Unglück; sie wollten auch gleich sein im Dienst und im
Gehorsam. Und so sehr erhob die heilige Pflicht und das gemeinsame
Streben, wovon sie beseelt waren, alle Herzen, daß das Niedrige, Gemeine
und Wilde, dem in getümmelvollen Zeiten der Bewaffnungen und Kriege
eine so weite Bahn geöffnet ist, nicht aufkommen konnte. Die heilige
Begeisterung dieser unvergeßlichen Tage ist durch keine Ausschweifung und
Wildheit entweiht worden; es war, als fühlte auch der Kleinste, daß er
ein Spiegel der Sittlichkeit, Bescheidenheit und Rechtlichkeit sein müsse,
wenn er den Übermut, die Unzucht und Prahlerei besiegen wollte, die er
an den Franzosen so sehr verabscheut hatte.
Was die Männer so unmittelbar unter den Waffen und für die
Waffen taten, das tat das zartere Geschlecht der Frauen durch stille
Gebete und fromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühen für die
Ausziehenden, Kranken und Verwundeten. Wer kann die unzähligen
Opfer und Gaben dieses großen Sommers zählen, die zum Teil unter
den rührendsten Umständen dargebracht sind? Wer kann die dem Vater-
lande ewig teuren Namen der Frauen und Jungfrauen aufrechnen, welche
in einzelnen Wohnungen oder in Krankenhäusern die Nackenden gekleidet,
die Hungrigen gespeist, die Kranken gepflegt und die Verwundeten ver-
bunden haben?
So geschah es denn von dem einen Ende des Reiches bis zum andern.
Ich sage nur das eine: Es war plötzlich wie durch ein Wunder Gottes ein
großes und würdiges Volk entstanden. So hat das preußische Volk und
Heer sich offenbart. — Daß wir jetzt frei atmen, daß wir fröhlich zu den
Sternen blicken und Gott anbeten: das danken wir, nächst Gott, diesen
Beginnern der deutschen Herrlichkeit. Sie sind uns übrigen Deutschen,
wie verschiedene Namen wir auch führen mögen, die ruhmreichen Vor-
treter und das erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden.
Ernst Moritz Arndt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
436
am Süntel völlig vernichtet. Aber es gelang Karl, den Aufstand zu
dämpfen, und furchtbar war seine Rache. Bei Verden ließ er 4500 ihm
ausgelieferte Sachsen hinrichten. Die Bluttat bleibt ein Flecken auf Karls
Charakter. Die Tat, die anfangs betäubend wirkte, rief dann die Sachsen
zum Verzweiflungskampfe auf. Aber in den Schlachten bei Detmold und
an der Haase wurde ihre Kraft gebrochen. Wittekind gab die Sache seines
Volkes verloren. 785 ließ er sich taufen und blieb seitdem dem Franken-
könig treu. Aber erst 804 war jeder Widerstand überwunden.
3. Mit Waffengewalt sind die Sachsen zum Christentum gezwungen
worden. Aber der Gewalt ging auch eine treue Fürsorge für das Land
zur Seite. Karl beginnt nicht damit, Bischöfe einzusetzen, sondern damit,
daß er Hirchspiele schafft. Jede Kirche soll einen Hof mit zwei Hufen
Landes haben, und je 120 Kirchspielseingesessene sollen ihr einen Knecht
und eine Magd stellen. Außerdem wird ihr der Zehnten von allem Er-
werb gegeben. Erst später folgt die Gründung von Bistümern. Es ist
nicht mit Bestimmtheit festzustellen, welche schon von Karl selbst gegründet
sind. Im großen und ganzen ist die Bekehrung der Sachsen Karls eigene
Tat, und man darf wohl sagen, die größte und einflußreichste Tat seines
Lebens. Mit der Bekehrung der Sachsen war dem Christentum zugleich
der Weg weiter gebahnt nach Norden und Osten. Es ist wunderbar, daß
gerade der blutgedüngte Boden Sachsens so schnell herrliche Früchte zeitigte.
Nachdem der Widerstand einmal gebrochen war, nahm der tief religiöse
Stamm der Sachsen nun auch den christlichen Glauben mit einer Hingabe
und Innigkeit auf wie kaum ein anderer. Das beweist die Tatsache, daß
Sachsen bald nach seiner Bekehrung selbst die Mission so kräftig in die
Hand nimmt. Das Opfer, das der sächsische Stamm bringen mußte, ist
nicht vergeblich gebracht, die Blutsaat auf sächsischem Boden hat reiche
Frucht getragen. Das mag uns mit Karls Gewalttat aussöhnen.
Nach Gerhard Uhlhorn.
251. Arr- -e« Kl-sterlktze« im zehnten Lahrhundert.
1. Wollte ein deutscher Landesherr ein Kloster gründen, so ver-
ständigte er sich mit den Mönchen eines bestehenden Mutterklosters.
Dann wurde der Platz sorgfältig überlegt, vielleicht war es ein alter
Tummelplatz heidnischer Dämonen in tiefem Walde, wie bei Ganders-
heim, oder eine günstige Kulturstelle, wie bei der zweiten Anlage (822)
von Corvey. Ackerscholle, Quell und Teich, das Gestein und das
Sonnenlicht auf Wald und Hügel, die Straße, der Ausblick in das
Land und die Nachbarschaft wurden sorglich erwogen, Brüder wurden
als Späher ausgesandt, bei den Frommen der Umgegend ward Kunde
eingeholt, dann erst wurde eine Gesellschaft der Brüder abgesandt zur
Gründung des Klosters. Die Gesandten begingen Flur und Tal, darauf
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl Karls Karls Gerhard_Uhlhorn
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Karls Sachsen Detmold Franken- Sachsen Sachsen_Karls Sachsen Sachsens Sachsen Sachsen Karls Corvey
438
Durch Spenden der Gönner mehrte sich allmählich das Eigentum
des Klosters, seine Ackerstücke und Hufen lagen vielleicht über einen
großen Teil Deutschlands verstreut, die Kultur der naheliegenden Be-
sitzungen wurde vom Kloster aus geleitet, und die Klöster wurden
deshalb auch Wirtschaften im großen Stil.
3. Äas Kloster selbst war eine kleine Stadt, Mittelpunkt die
Kirche des Heiligen; an diese lehnten sich, durch besondere Umfriedung
eingehegt, die Gebäude der Klausur: Schlaf- und Vorratsräume der
Brüder, ihre Bibliothek, ihr Arbeitshaus, die innere Schule, der an-
sehnliche Speise- und Beratungsraum mit Kreuzgang. Außerhalb der
verbotenen Räume aber lag eine ganze Welt von verschiedenartiger
Tätigkeit eng zusammengeschachtelt in niedrigen Gebäuden, die oft
nach antiker Weise kleine Hofräume umschlossen. Dort war die statt-
liche Abtwohnung als ein Palast mit eigener Wirtschaft und Küche,
dann die Außenschule, Gasthäuser für reisende Brüder, für vornehme
und gewöhnliche Leute, die letzteren mit gutem Grund ohne Ofen
und Feuerstätte, — ferner Krankenhäuser, dabei die Wohnung und
Apotheke des Bruder Arztes. Dann die Werkstätten der Handwerker
und Künstler, der Goldschmiede, Schwertfeger, Sattler u. a., sämtlich
kleine Arbeitsräume mit Schlafzellen daneben. Endlich die Gebäude
einer großen Landwirtschaft: Viehställe, Knechtwohnungen, Scheuern,
Brauerei, Vorratsräume, Hühner- und Geflügelhöfe und Gärten für
Blumen und Arzneikräuter und für Gemüse als die gewöhnliche Kost
der Mönche, zuletzt der Kirchhof als Obstgarten. Die Gebäude und
einzelnen Anlagen waren durch kleine Gassen und Stege, durch Hecken
oder Mauern geschieden; dieser ganze Wabenbau der geistlichen Bienen
nach außen eine viereckige, abgeschlossene Anlage, mit Pfahlwerk und
Graben, später auch mit Mauern und Türmen kastellartig umschanzt.
In dieser Klosterstadt waren die Mönche nur kleine Minderzahl, aber
auch Dienstleute, Arbeiter, Schüler, Knechte und Gäste mußten sich
der strengen Ordnung fügen, die außerhalb der Klausur galt. In
der Nähe endlich lag das Dorf mit pflichtigen Landleuten und darin
andere Handwerker und Diener des Klosters, und unweit die Burg
eines reisigen Dienstmanns, dem der nächste kriegerische Dienst und
Schutz seiner Patrone oblag. Er war vornehmen Brüdern verwandt
und ohne Zweifel einer der wohlhäbigsten Landgenossen.
4. Nächst den Meiereien des Königs waren die Klostergüter da-
mals am sorgfältigsten bewirtschaftet; in den Gärten der Mönche hat
die deutsche Sonne zuerst den Pfirsichen und Aprikosen rote Bäckchen
gemalt, die weiße Lilie und die volle Rose der Römer wurden hier
zuerst bewundert und in den lateinischen Versen zum Schmuck himm-
lischer Schönheit verwandt. Trotz der strengen Regel verstanden die
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]